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Franziska ConsolatiFranziska ConsolatiFranziska Consolati

Wie es mir gelang, Fernweh in Heimatliebe zu verwandeln

Die Welt beginnt vor der Haustür

Lesezeit: 5 min.
Wie lange ich schon hier sitze?

Gute Frage. Lange genug, dass meine Augen vom viel zu seltenen Blinzeln ganz trocken und meine Lunge vom Luftanhalten angespannt ist. Aber auch lange genug, um den braun und blau schimmernden Vogel zu sichten, wegen dem ich hier bin. Gerade hat er sich aus dem hohen Schilf getraut und hält auf dem Felsen im Wasser Ausschau.

EisvogelEisvogel

© Thomas Alberer

Der Eisvogel ist eine Art, die viele Länder gemein haben. Der türkise Rücken und der rotbraune Bauch dieser einen Unterart schimmert je nach Kontinent stärker oder blasser türkis und rotbraun – immer aber ist diese Verfärbung unverwechselbar. Mich fasziniert er, seit ich ihn in Südafrika zum ersten Mal gesucht und bewusst beobachtet habe. Man kann sagen, dass er mein Tor zur Vogelwelt Südafrikas war. Gerade sitzt genau so ein Exemplar vor mir. Dieses Mal aber bin ich nicht in Südafrika. Gerade habe ich Mittagspause. Und ich bin am Chiemsee. Dem größten See Bayerns, den ich von meiner Wohnungstüre aus nach nur einer halben Stunde erreiche. Biologen und Ornithologen haben hier über 300 Vogelarten nachgewiesen. Rund die Hälfte sind einheimische Vögel. Zum Beispiel Kormorane, Schwäne, Falken – und der Eisvogel. Die andere Hälfte sind Gäste. Einer dieser Gäste, ein besonders exotischer, hat es sich in einer meiner Mittagspausen im Schilf neben dem Eisvogel gemütlich gemacht: ein rosa Flamingo. Einer dieser Gäste, ein besonders exotischer, hat es sich in einer meiner Mittagspausen im Schilf neben dem Eisvogel gemütlich gemacht: ein rosa Flamingo.

Ja, richtig gelesen.

Flamingo

© Thomas Alberer

Dieser Flamingo sorgt einmal im Jahr für Aufsehen, wenn er mit seinen langen Beinen vor der Alpenkulisse durch das seichte Wasser stapft. Dabei bewegt er sich irgendwo zwischen Legende und Realität – fällt es so vielen Menschen doch schwer, an ihn zu glauben, während sie über den See ihrer bayerischen Heimat blicken. Auch ich konnte meinen Augen kaum trauen. Flamingos hatte ich zuvor erst einmal zu sehen bekommen: an der wilden Atlantik-Küste Namibias. Denken wir aber über die Flugrouten mancher Zugvögel nach, macht das alles Sinn: Der weiß-gepunktete Wasserläufer zum Beispiel brütet überwiegend in der Tundra Skandinaviens und Russlands. Verbringt den Sommer am Chiemsee. Und macht sich für den Winter auf den Weg ins südliche Afrika. Der Umkehrschluss, der sich daraus ergibt, ist so einfach wie faszinierend zugleich: Hier am Chiemsee, die Alpen im Hintergrund und das bayerische Meer vor mir, kann ich denselben Vogel beobachten, den ich ein paar Monate später in Afrika sehen kann.

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Wir selbst entscheiden, was wir sehen

Wenn mich das Fernweh packt, reise ich seither öfter an den Chiemsee. Und von dort aus um die halbe Welt. Es geht um den Moment, nicht um die Landesgrenze, innerhalb derer wir uns befinden. Henry David Thoreau, ein amerikanischer Schriftsteller, hat es treffend ausgedrückt:

It's not what you look at that matters, it's what you see.

Die Welt fängt nicht erst an, sich zu drehen, wenn wir Urlaub haben. Sie beginnt nicht erst hinter der nächsten Grenze. Sondern auf der anderen Seite unserer Haustüre.
Ich muss zugeben: ich hab eine Weile gebraucht, um das zu begreifen. Genau genommen fast zehn Jahre. Und ich bin durch 35 Länder gereist, bis mich diese Erkenntnis ausgerechnet auf einem Gipfel in den Bergen meiner Heimat eingeholt hat: dass wir nicht grundsätzlich in die Ferne schweifen müssen, um Unbekanntes zu entdecken.

Franziska Consolati, Sonnenaufgang, Wald, Bäume

Ich bin weniger von Fernweh geplagt, seit ich mein Glück nicht mehr nur dort suche

Es war einer dieser Herbsttage, an denen irgendwer irgendwann beschlossen hat, der Herbst hätte es verdient, als golden gefeiert zu werden. Das Laub strahlte in allen Tönen, die auf der Farbskala zwischen hellem Gelb und tiefem Rot zu finden sind. Wiesen und Bäume waren mit einem Schleier aus Frost überzogen, der in der aufgehenden Sonne glitzerte. Und während sich beim Blick auf den glühenden Chiemsee eine Gänsehaut über meinem ganzen Körper ausbreitete, kam mir eine Wanderung in den südafrikanischen Drakensbergen in den Sinn.

© Alexander Kraus
Eisvogel © Copyright Alexander Kraus

Die Stimmung war genau dieselbe. Nur, dass ich dabei hinunter in die weiten Ebenen KwaZulu-Natals in Südafrika geschaut haben. Und nicht auf den Chiemsee in Bayern.

Mittlerweile aber weiß ich: Dieses Gefühl hat nichts mit Südafrika zu tun. Und auch nicht mit dem Chiemgau. Und obwohl der Herzschlag ein besonderer ist, bei dem wir begreifen, dass wir gerade wirklich in Afrika stehen – so ist auch der ein besonderer, bei dem wir begreifen, wie außergewöhnlich ein Moment ist, für den wir nicht extra in die Ferne reisen müssen. Ein Moment, der immer und immer wieder passieren kann. Ohne tagelange Anreise, ohne, dass wir aus den verbleibenden Urlaubstagen eine abireife Rechenübung abliefern.

An meiner Liebe zum Reisen hat diese Erkenntnis nichts geändert. Doch bin ich weniger von Fernweh geplagt, seit ich mein Glück nicht mehr nur dort suche. In der Ferne. Die schönsten Momente, die ein Leben lang bleiben werden, passieren stattdessen unverhofft und überall. Direkt vor meiner Haustüre.

Und auch vor Ihrer.

Franziska Consolati Alpensafari

Über

Franziska Consolati


Franziska Consolati (geb. Bär) ist Autorin und Abenteurerin. Kaum volljährig, führte sie eine ihrer ersten Reisen mit Beduinen durch die Sahara. Irgendwo dort zwischen den Dünen hat sie ihr Herz an unseren Planeten verloren. Seither erkundete sie die halbe Welt, tauchte ein in fremde Kulturen und wilde Natur abseits der Pfade. Mit jedem Schritt wurde ihr stärker bewusst, wie dringend wir uns für den Schutz unserer Erde einsetzen müssen. Vier Jahre lang arbeitete Franziska für eine Umweltorganisation, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte: mit dem Ziel, für das Reisen und den Umweltschutz gleichermaßen zu schreiben.


www.ins-nirgendwo-bitte.de

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