Vieles in der Jagd trifft den Jäger unvorbereitet, Erfahrung und Training helfen ihm aber dabei, Situationen richtig einzuschätzen und mit dem Unkontrollierbaren umzugehen. Was jeder Jäger jedoch kontrollieren kann, ist, dass er sich körperlich bestmöglich auf die Jagd vorbereitet. Die Vorteile körperlicher Fitness sind gut erforscht und auch weitestgehend bekannt. Dazu zählt eine gesunde Lebensweise ebenso wie gutes Training, das sich besonders in gebirgigem Gelände bezahlt macht und Verletzungen vorbeugt. Die Optimierung des Jagdequipments – Waffen oder Optik – ist wohl die einfachste Form der Vorbereitung. An der körperlichen Fitness zu arbeiten fällt meist schon nicht mehr so leicht. Und doch leben einige der begehrtesten Tiere an Orten, die nur zu Fuß erreichbar sind. Wir haben bei mehreren Jägern nachgefragt, wie sie für ihre Abenteuer trainieren.
Bei der Jagd auf meine Lieblingstierart, das Rentier, werde ich von meinem schwarzen Norwegischen Elchhund „Rocky" begleitet. Wie bei Geistern ist die Erscheinung dieser Bergnomaden sehr selten und genauso schnell sind sie wieder verschwunden. Das harte Training, um diese Tiere überhaupt zu sehen, ist es, was ich an der Rentierjagd am meisten liebe. Als Jagdvorbereitung nutzen Rocky und ich unseren alpinen Garten als Spielplatz. Bei Sonnenuntergängen, dem Besteigen von Felsblöcken und Klippen sowie bei der Erkundung neuer Orte finde ich Ruhe und Adrenalinrausch gleichermaßen. Um meine Gelenke zu schonen, vermeide ich beim Ausdauertraining auf Asphalt zu laufen und entscheide mich stattdessen für ein Gelände, das dem Untergrund meines Jagdgebiets ähnelt. Ich trainiere mit leichtem Gewicht und nehme nur das Nötigste mit. Darüber hinaus gehe ich langlaufen und praktiziere die norwegische Schießdisziplin „jaktfelt“. In beiden Disziplinen mache ich auch zum Spaß bei Wettbewerben mit.
Mein Trainingsziel? Ich hoffe, eines Tages nach Kanada zurückzukehren und an einer Bergziegenjagd teilzunehmen. Bei meinem letzten Besuch war dieses Ziel aufgrund extremer Wetterverhältnisse unerreichbar. Heftiger Schneefall während der Jagd zwang uns, drei Tage lang im Zelt zu bleiben und schließlich abzusteigen. Der Mensch kann das Wetter nicht beeinflussen. Und das ist auch gut so!
Die Jagd ist ein Lebensstil, daher sind tägliche Aktivitäten Pflicht – und nicht nur als einmalige Vorbereitung auf eine bevorstehende Jagd. Ich habe auf der ganzen Welt gejagt, in jeder Art von Topographie, von extrem zerklüfteten Bergen in Asien bis hin zu den flachen Grasländern Afrikas. Lokale Berge in der Nähe meines Wohnortes in Spanien sind vor allem für Wanderungen und Trailrunning geeignet. Dabei konzentriere ich mich auf eine lange Belastungsdauer und das Zurücklegen vieler Höhenmeter. Mein Lieblingstrick: Einen mit vollen Wasserflaschen befüllten Rucksack bis zum Gipfel tragen, diese dann leeren – das garantiert einen sanften, knieschonenden Abstieg. Die Kraft des Unterkörpers und des Rumpfes ist entscheidend für das Gleichgewicht und das Vorankommen in unwegsamem Gelände, deshalb konzentriere ich mich auch im Fitnessstudio auf diese Bereiche. Mein Traumziel für die Jagd ist der Himalaya in Nepal, wo die üblichen Schwierigkeiten der Bergjagd mit zunehmender Höhe, die bis über 5.000 Meter reichen kann, exponentiell zunehmen.
Ich bin in der Nähe der Rocky Mountains in Kanada aufgewachsen
und habe die meiste Zeit meines Lebens in den
Bergen verbracht. Im Alter von zwölf Jahren wurde ich von
meinem Vater in die Dickhornschafjagd eingeführt, und
seitdem bin ich danach süchtig. Im Laufe der Jahre ist mit
der Leidenschaft für die Bergjagd auch das persönliche
Fitnesslevel
gestiegen. Mein Beruf als Chiropraktikerin
stärkt Oberkörper und Rumpf ausreichend. Obwohl ich mit
einer Vielzahl von Übungen für die unteren Gliedmaßen
vertraut bin und diese im Fitnessstudio unterrichte, ist es
für mich als Jägerin viel effektiver, im Freien zu trainieren.
Wandern, mit dem Hund spazieren gehen und einfach Zeit
in den Jagdstiefeln auf unebenem Gelände verbringen –
das reicht aus, um die Beweglichkeit in den Füßen und
Knöcheln zu stärken und Verletzungen zu vermeiden. Wenn
ich in der Halle trainiere, konzentriere ich mich auf funktionelle
Übungen, die die Gesäßmuskeln einbeziehen. Diese
große Muskelgruppe ist für die Stabilität des Beckens, den
Aufstieg und die allgemeine Funktion der unteren Gliedmaßen
unerlässlich. Trotz meiner Liebe zu den Bergen spiegelt
mein Name das Ziel meiner Traumjagd wider: Kaffernbüffel.
Die Jagd hat bei uns Familientradition, die ich stolz an meine fünfjährigen Zwillinge weitergebe. Auch ich bin bereits mit der Jagd aufgewachsen, mein Vater zeigte mir sowohl unsere belgischen als auch internationale Jagdreviere. Die Jagd in den Bergen wurde zu unserer Obsession, und die Suche nach Steinböcken führte uns an unglaubliche Orte wie Spanien und die Mongolei. Mein Jagdstil hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, wobei die Bogenjagd heute meine größte Leidenschaft ist. Als Vorbereitung auf eine Dall-Schaf-Jagd in Alaska nahm ich zunächst mit Hilfe eines Ernährungsberaters etwas ab. Für das Training meiner Beine und meiner allgemeinen Kondition lief ich drei- bis viermal pro Woche mit zunehmender Dauer, Geschwindigkeit und immer mehr Rucksackgewicht. Neben dem Laufen trainierten meine Frau und ich gemeinsam nach einem TV-Fitnessprogramm, – mit sehr raschem Erfolg. Ich merkte, wie sehr sich das Training gelohnt hatte, als ich meinen Rammbock auf den Rucksack schnallte. Ohne das Training wäre dieses Erlebnis unmöglich gewesen. Mein nächster Meilenstein ist nun die Bergziegenjagd auf Kodiak Island