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Naturschutz

Perspektivenwechsel Tadschikistan

WIE DIE EINFÜHRUNG EINER GEMEINDEBASIERTEN JAGD IN TADSCHIKISTAN SOWOHL DEM BEDROHTEN SCHNEELEOPARDEN ALS AUCH SEINER BEUTE, DEN BERGHUFTIEREN, NÜTZT.

STEFAN MICHEL UND KHALIL KARIMOV

“AUF MEINE FRAGE NACH DEM SCHNEELEOPARDEN UND SEINER HAUPTBEUTE, DEM SIBIRISCHEN STEINBOCK, GESTEHT ER, DASS DIE STEINBÖCKE FAST ALLE GEWILDERT WURDEN.”

SOMMER 2005

Ich bin mit Amonsho, dem Leiter der Landnutzungsbehörde in Tadschikistans Pamirprovinz, in der Autonomen Region Berg-Badachschan, unterwegs zu seinem Heimatdorf. Die Unabhängigkeit 1992 und der darauffolgende Bürger krieg bis 1996 haben dem Land schwer zugesetzt. Die Bergdörfer des Pamir erhielten keine Brennstoffe und kaum noch Lebensmittel von außen. Über Jahre war die Versorgung schlecht, auch nach dem Bürgerkrieg. Die Menschen haben daher die kleinen Waldstücke fast komplett abgeholzt. Die Mitarbeiter des Staatsforstbetriebes konnten weder das noch den Holzdiebstahl durch organisierte Banden verhindern. Das änderte sich mit dem Jahr 2003, als Dorfbewohner mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ, damals GTZ) die Bewirtschaftung kleiner Auenwaldflächen selbst in die Hand nahmen. Auf der Basis von Verträgen mit dem Forstbetrieb können sie wieder Bäume anpflanzen, die natürliche Regeneration steuern und auf den Flächen erste Reiser schneiden. Bereits nach wenigen Jahren ist ein dichtes Gebüsch aus Weiden, Pappeln und Sanddorn entstanden. Amonsho erzählt von einer Begegnung mit einem Schneeleoparden vor vielen Jahren – genau an dem Berghang, vor dem wir gerade stehen. Auf meine Frage nach dem Schneeleoparden und seiner Hauptbeute, dem Sibirischen Steinbock, gesteht er, dass die Steinböcke fast alle gewildert wurden. Auch er selbst hat den einen oder anderen Steinbock illegal geschossen, als Essen knapp, aber Waffen und Munition reichlich verfügbar waren. Meine Frage, was getan werden kann, um die Bestände von Steinbock und anderen Arten wiederherzustellen, antwortet er: „Dasselbe wie mit dem Wald: Die Leute müssen Verantwortung und Nutzungsrechte in klar definierten Gebieten bekommen. Dann werden sie selbst darauf achten, dass es wieder genügend Tiere gibt.“

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TADSCHIKISTAN

besteht überwiegend aus Hochgebirge und beherbergt gleich vier Schalenwildarten: den Sibirischen Steinbock und die Schraubenziege sowie die Wildschafe Urial und Argali. Zu Letzterem gehört das bekannte Marco- Polo-Schaf. Obwohl es auf dem Papier große Schutzgebiete gibt, trifft man die Tiere in weiten Teilen ihres Lebensraumes kaum noch an. Immerhin findet man in dem einen oder anderen Straßenrestaurant noch Wildfleischgerichte vor. Schutzgebiete und Jagdverbote scheinen keine große Wirkung zu zeigen. Amonshos Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich unterhalte mich mit anderen Dorfbewohnern, Wissenschaftlern, Mitarbeitern der Naturschutzbehörden und Mitgliedern von  Umweltvereinen. Mit Ausnahme der Dorf bewohner kann sich niemand vorstellen, dass die einheimischen „Wilderer“ zu Wildhütern werden könnten. Dennoch beschließe ich, einen Versuch zu starten.

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ANFANG 2008

ziehe ich mit finanzieller Unterstützung durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und mit Projektmitteln der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZAGP) e.V. nach Tadschikistan, um das „Berghuftierprojekt“ zu starten. Ich finde ein Team aus engagierten Einheimischen, die sich vorstellen können, dass aus „Wilderern“ Wildhüter werden. Ihre Großeltern, Eltern oder sie selbst haben Steinböcke und Wildschafe gejagt und gesehen, wie die Bestände schwanden. Trotz formalen Schutzes wurde das Urial im Pamir ausgerottet. Wir bringen die Menschen in abgelegenen Bergtälern zusammen. Wird bei den ersten Begegnungen oft verneint, dass es überhaupt Wild und Jäger in ihren Tälern gibt, so bricht schnell das Eis: Jagdmethoden werden erläutert und das Schwinden der Bestände beklagt. Beim gemeinsamen Suchen nach Wild wird der Bestandsrückgang deutlich, der zunächst zum lokalen Aussterben und schluss endlich zur kompletten Ausrottung führen würde.

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HERBST 2008

Bereits wenige Monate nach unserem Treffen gründen traditionelle Jäger der Ravmed-Schlucht einen Wildschutzverein und lassen sich die Rechte und Pflichten des Schutzes und der Hege in ihrem Bergtal formal zuweisen. Weitere Vereine entstehen in den folgenden Monaten und Jahren. Im Verbreitungsgebiet des Markhor am Südwestrand des Pamir haben einige ehemalige Jäger Familienbetriebe gegründet und die wichtigsten Lebensräume dieser Art gesichert. Die Vereine und Familienbetriebe erhalten Unterstützung – Uniformen, Feldausrüstung, Ferngläser, Spektive und GPS. Sie vereinbaren, so lange nicht zu jagen, bis sich die Bestände erholt haben, und Wilderei durch andere Dorfbewohner und Leute von außen zu unterbinden. Das ist zunächst nicht einfach, sind doch unter den Wilderern auch Angehörige der Polizei und anderer Staats organe. Doch Erfolge sind bald sichtbar: Überall, wo die Wildschutzvereine oder Familien betriebe aktiv sind, geht die Wilderei zurück. Die Bestände der Wildziegen und Wildschafe erholen sich und nehmen sogar zu. Mehr ältere Böcke sind zu sehen. Die Tiere sind weniger scheu und leichter zu beobachten. Und auch der Schnee leopard wird immer öfter gesichtet, da er wieder mehr Beute findet.

“WIR BRINGEN DIE MENSCHEN IN ABGELEGENEN BERGTÄLERN ZUSAMMEN. WIRD BEI DEN ERSTEN BEGEGNUNGEN OFT VERNEINT, DASS ES ÜBERHAUPT WILD UND JÄGER IN IHREN TÄLERN GIBT, SO BRICHT SCHNELL DAS EIS.”

Die Gemeindewildhüter sind nicht aus reinem Enthusiasmus für ihre Natur tätig, sondern sie erwarten auch einen materiellen Nutzen, den sie bald erhalten: Erste Touristen kommen, um Steinböcke zu jagen, aber auch, um die unberührte Natur und Tierwelt zu erleben. Seit 2014 werden jährlich auch mehrere Markhor-Lizenzen vergeben. Erste Jagden auf Urial und Marco-Polo-Schaf werden möglich. Das alles bringt den Vereinen und Familien betrieben Einnahmen. Somit können die Wildhüter bezahlt werden. Aber auch Projekte für die Dorfgemeinschaft können finanziert werden, wie z. B. eine neue Trinkwasserversorgung, die Renovierung der Schule, der Bau von Wohnhäusern für Familien, die durch eine Sturzflut obdachlos geworden waren, eine Solaranlage für das Krankenhaus und vieles mehr. Ein ganzes Gebirgstal wird gepachtet, damit sich dort Marco-Polo-Schafe und Steinböcke vermehren können, ohne von domestizierten Arten gestört zu werden.

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DEZEMBER 2018

Der achte Wildschutzverein wird in den Bergen Tadschikistans, im oberen Serafschan-Tal, gegründet. Vier Vereine haben unter ihrer Obhut offiziell zugewiesene Wildschutzgebiete mit einer Größe von insgesamt etwa 250.000 Hektar. Die anderen Vereine bemühen sich um die Zuweisung und führen schon Schutzmaßnahmen und Wildzählungen in zusätzlichen Gebieten von über 150.000 Hektar durch. Außerdem nehmen die Wildschutzgebiete der Familien betriebe fast das gesamte Verbreitungsgebiet des Markhor in Tadschikistan ein, das macht weitere circa 100.000 Hektar. Heute leben in den etablierten und geplanten Wildschutzgebieten über 2.500 Steinböcke, 2.000 Schraubenziegen, 600 Marco-Polo-Schafe, 200 Uriale und etwa 25 Schneeleoparden.

Mein Freund Amonsho hat Recht behalten! Die Erhaltung dieses Schatzes wird davon abhängen, dass den traditionellen Jägern vor Ort weiterhin die Rechte und Pflichten der Wildbewirtschaftung in ihrer Heimat obliegen und dass die Einnahmen aus Jagd und Tourismus den Einsatz der Einheimischen für den Schutz der Tierwelt honorieren.

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STE­FAN MI­CHEL


ist Biologe sowie Naturschützer und seit 1993 in Zentralasien aktiv. Er hat die Entwicklung des gemeindebasierten Wildtierschutzes in Tadschikistan wesentlich mitinitiiert und ist derzeit in ein ähnliches Projekt in Kasachstan involviert.

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KHA­LIL KA­RI­MOV


hat in Duschanbe (Tadschikistan) Veterinärmedizin und in Wien ein Masterstudium am Institut für Wildtierökologie und Wildtier management der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) abgeschlossen. Er ist seit 2010 für den gemeindebasierten Wildtierschutz in seinem Heimatland tätig und berät die gemeindebasierten Schutzgebiete mit Unterstützung der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz.

WISSENSWERT

TADSCHIKISTAN

Tadschikistan ist geprägt von seiner kargen Berglandschaft. Mehr als 90 % der Landfläche werden von Erhebungen und Bergen bedeckt und mehr als zwei Drittel der gesamten Fläche liegen 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. Duschanbe (780.000 Einwohner), die Hauptstadt Tadschikistans, ist der Dreh- und Angelpunkt für alle Aktivitäten im Land.

Die Landeswährung ist der Tadschikische Somoni (TJS). Viele Preise sind allerdings auch in US-Dollar (USD) angegeben, insbesondere Hotels, Hostels und Homestays bevorzugen die Angabe in USD und akzeptieren wahlweise USD als Zahlungsmittel.

SEHENSWERT

Die bekannteste und schönste Erhebung des Landes ist das Pamir-Gebirge im Osten. Hier befinden sich nicht nur der weltberühmte Pamir Highway – eine der höchsten befahrbaren Bergstraßen der Welt –, sondern auch der mit 7.495 Metern höchste Berg des Landes, der Pik Ismoil Somoni.

Das Fan-Gebirge ist der westliche Ausläufer des Pamir und liegt an der Grenze zu Usbekistan. Nach dem Pamir-Gebirge gilt es als das zweite große Naturwunder des Landes.

Berühmt ist das Fan-Gebirge vor allem wegen seiner vielen glasklaren Bergseen, die in den unterschiedlichsten Grün- und Blautönen funkeln. Ein Erlebnis der besonderen Art sind die sieben Margurzor-Seen, auch als The Seven Lakes (tadschikisch „Haft Kul“) bezeichnet. Sie sind stufenartig angeordnet, und der höchste von ihnen liegt auf 2.332 Metern über dem Meeresspiegel. Ein ebenso klarer wie eiskalter Fluss verbindet die Seen miteinander.

EMPFEHLENSWERT

Der tadschikische Klassiker ist das Nationalgericht Plov, Reis mit Lammfleisch, Möhren und Zwiebeln. Auch Qurutob sollte man probiert haben: einen säuerlichen Käse mit in Öl eingeweichtem Brot, garniert mit Tomaten, Gurken und Kräutern.

Weitere typisch tadschikische Gerichte:  Laghman (Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse) sowie Schaschlik (gegrilltes Hammelfleisch).